Das Leben auf dem See 10-12.12.2014
Der Tag beginnt früh am Inle-See in Myanmar. In der magischen Stunde, in der die Nacht langsam der Dämmerung weicht, mischen sich das Plätschern springender Fische und die glucksenden Laute fremdartiger Vögel mit buddhistischen Gesängen.
Lange bevor die Sonne die ersten Nebelschwaden auflöst, gleiten schon die Fischer in ihren Kähnen über das Wasser. Über Generationen haben die Intha, die "Leute vom See", eine Rudertechnik entwickelt, die einzigartig ist auf der Welt: Den Longyi, den traditionellen Wickelrock, über die Knie gerafft, stehen die Fischer mit einem Bein auf einer kleinen Plattform am Heck, während sie das andere um ein Ruder schlingen. So bewegen sie die Boote mit kräftigen Paddelstößen und haben gleichzeitig beide Hände frei, um ihre Netze auszuwerfen und mit dem Fang wieder einzuholen.
Jeder Ungeübte würde bei diesem Balanceakt kläglich versagen und wahrscheinlich sofort über Bord gehen. Für Touristen ist schon das Einsteigen in die flachen Langschwanzboote eine reichlich wacklige Angelegenheit. Sitzt man jedoch erst einmal auf einem der bis zu acht hintereinander angeordneten, mit Schwimmwesten gepolsterten Stühle und kuschelt sich in der Morgenkühle in seine Decke, möchte man erst recht nicht mit den einheimischen Wassertretern tauschen. Störend ist allenfalls das laute Knattern des Außenbordmotors, der die stille Wasseroberfläche aufwühlt.